Auch das 23. Bachfest erhielt ein spezielles Motto. Da 2009 der 250. Todestag von Georg Friedrich Händel gefeiert wurde, beschloss die Programmkommission den Musikanlass mit «BACH und HÄNDEL» zu bezeichnen. Schon von Anfang an waren sich die Organisatoren bewusst, dass dieses Unterfangen keine einfache Sache werden würde. Bach einen ebenso «produktiven» Komponisten gegenüber zu stellen, mit all seinen ebenfalls grossen Werken, musste ja in den zur Verfügung stehenden Tagen gewisse Schwierigkeiten ergeben. Gleich drei Grosswerke Händels wurden aufgeführt. Als erstes die «Brockes-Passion» mit dem Kölner Kammerchor und dem Collegium Cartusianum (Leitung Peter Neumann). Das zweite mit «Herkules», welches mit der Bachschen Kantate «Herkules am Scheideweg» gepaart war – Ausführung durch Capella Murensis (Leitung Johannes Strobl, heute IBG-Vorstandsmitglied) und Capriccio Basel (Leitung Dominik Kiefer). Das dritte war das Oratorium «Jephta» im Münster, welches aufgeführt wurde von den King‘s Consort und Matthews Halls.
Für das letztere dieser Konzerte wurde, auf Grund der bekannten akustischen Probleme im Münster, ein spezielles Podium aufgebaut. Der langjährige Konzertmanager Heini Stamm organsierte dies zusammen mit dem Bauamt. Abgesehen vom unschönen Gesamtbild in der prächtigen Basilika, war die akustische Verbesserung aber eindeutig feststellbar.
Von Bach erklang dann als Schlusskonzert – an Stelle der traditionellen h-Moll-Messe, daher etwas ungewohnt – die durch die Schaffhauser Musiker aufgeführte Johannes-Passion. Die Reaktion bei den Konzertbesuchern blieb nicht aus. Harsche Kritik über das Fehlen der h-Moll-Messe ergoss sich über die Organisatoren und von vielen Seiten wurde gefordert das Weglassen dieser Tradition in Zukunft zu unterlassen.
Trotz diesem «Flecken im Reinheft» wurden die restlichen Konzerte sehr gelobt. So vor allem das reichhaltige Orchesterkonzert gleich zu Beginn des Bachfestes, mit La Stagione Frankfurt. Auch der Organist Jan Willem Jansen erfüllte manchen Besucherwunsch im Münster. Im St. Johann fand das Klavierrezital mit Karl-Andreas Kolly statt. Eine etwas ungewohnte Aufführung erfolgte beim Chorkonzert im Münster. Zum einen war kein Bach zu hören, sondern die «Judas-Passion» des Schweizer Komponisten Daniel Fueter und ein Stück von Francis Poulenc. Zum anderen trat der SCHMAZ – Schwuler Männerchor Zürich mit Orchester, Leitung Karl Scheuber – auf. Bei den Solisten hörte man die Stimmen von noch unbekannten Sängern, welche in der Zwischenzeit zum Teil ihre grossen Karrieren angetreten haben, wie z.B. den Altus Alex Potter. Unvergesslich war dann auch die Klosterfahrt nach Katharinenthal, wo zuerst am Rheinufer, bei grösster Hitze, die Wassermusik von Händel und anschliessend in der Klosterkirche Werke für Violinen zu hören waren. Eine picknickartige Zwischenverpflegung auf dem Schiff gab diesem musikalischen Ausflug einen besonderen Touch. Zur Eröffnung besuchten gleich zwei Bundesräte Schaffhausen, nämlich die Herren Rudolf Merz und Christoph Blocher. Bei den Kantatengottesdiensten ist mit elf an der Zahl wohl das Maximum in einem Bachfest erreicht worden.

Ein Highlight während des Bachfest-Grossanlasses bildete die szenische Aufführung «Der 4. König» von Ulrich Gasser. Neben dem Aufgebot an zahlreichen Musikerinnen und Musikern war der technische Aufwand sehr gross, denn die Aufführung fand in den grandiosen, aber leider sehr kalten Kasematten des Munots statt. Die räumlich bedingte Akustik, wie aber auch die Beleuchtung, unterstrich dieses beeindruckende Spiel. Die Leistung der Künstler an diesem nicht einfachen Spielort war bravourös. Damit die Besucher sich von der unangenehmen Kälte nicht ablenken liessen, wurden unzählige Kisten mit Militärwolldecken aus dem Zeughaus herangeschleppt. Um dem Motto zudem den richtigen Touch zu geben, trat im Stadttheater – als Schaffhauser Produkt – die Cinevox Junior Company unter der Leitung von Malou Fenaroli Leclerc auf.
Die grossen Oratorien Matthäus-Passion und h-Moll-Messe bildeten einmal mehr die Eckpfeiler dieses Bachfests. Beim ersten Konzert traten die Schaffhauser Chöre mit Guido Helbling auf und beim zweiten Anlass beglückte der weltberühmte Dirigent Philippe Herreweghe mit dem Collegium Vokale Gent das Publikum. Die Solisten, ebenfalls grosse Namen, waren Sibylle Rubens (S), Ingeborg Danz (A), Christoph Prégardien (T) und Tomas Bauer (B). Auch durfte man eine am Anfang ihrer Karriere stehende Sopranistin, die Spanierin Nuria Rial, bei einem Kantatenkonzert geniessen. Nebst Klosterfahrt – Bus und Schifffahrt – zum Kloster Paradies und Kloster St. Katharinenthal (Nonnenchor) genoss man die neun, in der Zwischenzeit mit dem neuen Namen versehenen Kantatengottesdienste.

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