Die Namensgebungen für unsere Bachfeste geht weiter. Etwas speziell klingt wohl das Motto des 24. Bachfestes mit «Bach und die Schweiz», denn jeder Bachkenner weiss, dass der grosse Meister nie einen Fuss auf Schweizer Boden setzen konnte. Im Vergleich zu seinen Zeitgenossen, z.B. Händel und Telemann, war sein Wirkungsfeld auf Mitteldeutschland beschränkt. Trotzdem kann dieses Motto seine Gültigkeit haben und zwar mit den vielen musikalischen Verbindungen zu späteren Komponisten in der Schweiz. Dazu sei noch erwähnt, dass der Verleger Hans Georg Nägeli aus Zürich die Partitur der h-Moll-Messe erwarb und sie zur Subskription ausschrieb. Es war wohl die Absicht des 24. Bachfestes Kompositionen von vielen Schweizern mit deutlich erkennbaren Wurzeln zu Johann Sebastian Bach zur Aufführung zu bringen.
Im Konzert für Kammerchöre hörte man unbekannte, aber wunderbare Kompositionen von Willy Burkhard, Heinrich Sutermeister und Paul Müller-Zürich. Diese wurden vom Kammerchor Schaffhausen und der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz (Leitung Guido Helbling) aufgeführt. Bei der sogenannten «Klangwanderung», die Annedore Neufeld (heute IBG-Vorstandsmitglied und künstl. Leiterin des MCS) ins Leben gerufen hatte, ging die Reihe mit Schweizer Komponisten weiter und zwar von Arthur Honegger bis zu Othmar Schoeck. Beide Herren hatten sich ja bei der Gründung der IBG als Patronatsmitglieder zur Verfügung gestellt. Beim Orgelkonzert, ausgeführt vom Berner Münsterorganisten Daniel Glaus, fanden im Programm Werke von Frank Martin und eine Eigenkomposition ihren Platz. Für einen Kompositionsauftrag für Violen konnte Lukas Langlotz gewonnen werden. Dieses Konzert fand wieder einmal im Zunfthaus zum Rüden statt. Im Vokalensemblekonzert – Basler Vokalsolisten mit Sebastian Goll – erklangen weitere Werke von Komponisten unseres Landes, wie Ludwig Senfl und Friedrich Theodor Fröhlich, welcher während seiner Studienzeit in Berlin – auf Empfehlung seines Lehrers Zeltner – bei der Mendelssohnschen Matthäus-Passion mitsang. Nebst all den aufgezählten Schweizern waren aber, geschickt ins Programm eingewoben, viele dominante Werke des grossen Meisters Bach zu hören.
Die h-Moll-Messe, wie immer der Abschluss der Bachfeste, leitete Diego Fasolis mit seinem Coro della RSI und den I Barocchisti. Es war eine sehr präzise, opernhafte, ja fast italienische Aufführung, aber weit weg von der traditionellen Art der Bach‘schen Musik der Barockzeit. In zehn Kantatengottesdiensten durfte wiederum ein herrliches Angebot von Musikleistungen aus unserer Region genossen werden. Eine Besonderheit waren die Kantatengottesdienste in den drei Bergkirchen des Klettgaus. Begonnen hatte diese «Wallfahrt» in Wilchingen der Kammerchor Zürcher Unterland (Beat Raaflaub) mit BWV 99. Sie zog dann nach Neunkirch für BWV 98 und dem Hochrheinkammerchor (Regula Schütt) und beschloss die Reihe in Hallau, nochmals durch den KZU, mit BWV 100. Jede ist aber musikalisch unverwechselbar. Gesamthaft war dieses «Triptychon» ein unvergessliches Erlebnis und dies bei schönstem Wetter.

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