Beim Anblick der Jahreszahl wird dem Leser klar: 70 Jahre sind vergangen, seitdem im Mai 1946 die Internationale Bachgesellschaft Schaffhausen gegründet wurde und das erste Bachfest stattfand. Haben wohl die damaligen Organisatoren geglaubt, dass dieser Musikanlass einen so wichtigen Stellenwert in Schaffhausen bekommen und dass während einer so langen Zeit dies so weiter gehen würde? Nachdem im 2014 bereits wegen des 25. Bachfestes jubiliert wurde, verzichteten die Organisatoren – Stadt und IBG – auf erneute Festivitäten. Einzig die Mitglieder der IBG trafen sich zum einem «Geburtstags-Apéro» im Garten des «Pfrundhauses». Nebst der Eröffnungsansprache des neuen Stadtpräsidenten Peter Neukomm, in der er besonders die 70 Jahre IBG und die Bachfeste hervor hob, wurden keine weiteren speziellen Festlichkeiten durchgeführt. Allein schon die grandiosen Konzerte waren «Feste» genug. Nach einigen Jahren Absenz war mit Bundesrat Ueli Maurer wieder ein Mitglied der Landesregierung am Eröffnungskonzert zu Besuch.
«Bach – unterwegs» lautete das Motto. Damit wurden alle Konzerte speziell je auf eine der bekannten Wirkungsstätten von Johann Sebastian Bach fokussiert. Man begann mit «Dresden», in dem zu Bach noch Heinichen und Zelenka zu hören waren. Die Prager unter der Leitung von Václav Luks, boten eine brillante Erlöffnung. Obwohl Johann Sebastian Bach ja nie in Italien weilte, überarbeitete er einige seiner Werke nach Klängen von italienischen Kompositionen, was die hervorragende (und amüsante…) Geigerin Amandine Beyer, Begleitung durch die Gli Incogniti, mit Bach und Vivaldi vorspielte. Dies fand in der Bergkirche Hallau statt, was allgemein vom Publikum als besonderer Höhepunkt empfunden und «italienische Reise» genannt wurde. Die mit Spannung erwartete Matthäus-Passion im ungewohnten Kleinformat, wurde «Leipzig» genannt. Das Gabrieli Consort & Player – Leitung Paul McCreesh – hinterliess, trotz brillanten Solostimmen einen teilweise gespaltenen Eindruck. Die «Klangwanderung», wie schon 2014, wurde einmal mehr von zahlreichen Gästen besucht. Annedore Neufeld leitete das Kammerorchester des MCS und Noëmi Sohn Nad sang in Spitzenform die Kantate «Jauchzet Gott in allen Landen» – fast eine Hommage an die ehemalige Sopranistin Maria Stader. Das Freiburger Barockorchester, das in den letzten Jahren immer wieder in Schaffhausen zu hören war, musizierten unter dem Begriff «Leipzig» Bachwerke und verschiedene Stücke von Zeitgenossen.
Als Beitrag für Musik der heutige Zeit, fand in der «Kammgarn» unter dem Titel «Baroque Lounge» ein spezielles Konzert mit der Gruppe Musica Sequenza und dem grandiosen Fagottisten und Bandleader Burak Özdemir statt. Der Applaus dauert lange. Das zweite Konzert bestritt dann das Vokalensemble SLIXS, sowie der Perkussionist Simone Rubino im Stadttheater.
Michel Bouvard liess die Orgel im Münster mit dem Untertitel «Norddeutsche Reise» und anhand von Werken norddeutschen Zeitgenossen von Bach erklingen. Einmal mehr, d.h. nach der Matthäus-Passion 2012, trat Rudolf Lutz mit seinem Ensemble aus St. Gallen mit der h-Moll-Messe auf. Julia Doyle (S), Alex Potter (A), Daniel Johannsen (T) und Klaus Mertens (B) brachten diese tiefbeeindruckende Aufführung zum krönenden, ja ergreifenden Abschluss des 26. Bachfestes 2016!

ZURÜCK ZUR ÜBERSICHT